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Chronograph

Der Begriff  "Chronograph" bedeutet, korrekt aus dem Griechischen übersetzt, eigentlich "Zeitschreiber", während die heute mit diesem Terminus kategorisierten Uhren richtiger "Chronoskop" heißen müßten, weil sie Instrumente sind, die zwar einen bestimmbaren Zeitabschnitt anzeigen, diesen aber nicht aufschreiben.

Einen echten Chronographen, einen Zeitschreiber, hatte der Franzose Rieussec 1821 erfunden, und 1822 zum Patent angemeldet. Bei diesem Gerät drehte sich das Zifferblatt und ein Schreibmechanismus hielt darauf Zeitintervalle in Form von Strichen und Punkten fest.

Schon seit etwa 1800 hatte es zwar Taschenuhren mit einem stoppfähigen Sekundenzeiger gegeben, doch hatte die Auslösung des Stoppmechanismus das Anhalten des ganzen Werk zur Folge, die Zeitindikation danach fehlerhaft wurde.

Die Uhr mit unabhängig von der Funktion des Werkes unhaltbarem Sekundenzeier geht auf den Österreicher und nach seiner Uhrmacherlehre Breguet - Mitarbeiter Joseph Thaddäus Winnerl (1799-1886) zurück. Er stellte seine Erfindung im Jahre 1831 der Öffentlichkeit vor und präsentierte später auch noch den Chronographen mit zwei übereinander angeordneten Sekundenzeigern, von denen einer den Start eines Ereignisses markierte, der andere dessen Ende. Nachteil der Winnerlschen Konstruktion: die Zeiger ließen sich nicht nullstellen. Damit war zwar eine Basis, jedoch noch keine wirklich befriedigende Lösung geschaffen.

Als eigentlicher Vater des "Chronographen" gilt indes Adolphe Nicole, Mitinhaber der im Vallée de Joux beheimateten Firma Nicole & Capt. Er war es, der im Jahre 1844 das auf der Welle des Sekundenrades befestigte Nullstellherz zum Patent anmeldete. Unter Mitwirkung des in seiner Firma beschäftigten Henri Féréol Piguet entstand schließlich die erste uneingeschränkt brauchbare Taschenuhr mit Chronograph, deren Präsentation im Jahre 1862 erfolgte. Doch damit war die endgültige Form, wie sie heute zumeist bekannt ist und verwendet wird, nämlich mit dem werksseitig über den Brücken und Kloben angeordneten Zusatzmechanismus, immer noch nicht gefunden. Vielmehr mußten beinahe weitere zwanzig Jahre ins Land gehen, ehe diese auf Auguste Baud zurückzuführende Entwicklung um 1880 ihre uhrmacherische Realisation fand und der "Chronograph" geboren war. Über das, was ein Chronograph ist, herrschen aber auch heute immer noch sehr uneinheitliche Vorstellungen.

Per definitionem ist nach heutigem Sprachgebrauch ein "Chronograph" eine Uhr mit Stunden-, Minuten und Sekundenzeiger, die es mit Hilfe eines speziellen zusätzlichen Mechanismus ermöglicht, einen zumeist zentral angeordneten Chronographenzeiger durch Betätigung eines Drückers zu starten, zu stoppen und wieder in seine Nullposition zurückzustellen, ohne dass das eigentliche Uhrwerk dabei angehalten bzw. die Zeitindikation verändert wird. Damit lassen sich gestoppte Zeitintervalle bis zu einer Minute direkt ablesen. Je nach Ausführung besitzen Chronographen ferner einen Minuten- und gegebenenfalls Stunden - Zählzeiger, die seit Beginn der Stoppung abgelaufene volle Minuten bzw. Stunden registrieren und dadurch die Messung längerer Zeitspannen bis zu 12 Stunden gestatten. Bei Betätigung des Nullstelldrückers springen auch die Zählzeiger automatisch in ihre Ausgangsposition zurück.

Ab den dreißiger Jahren hat sich bei den Armbanduhren im allgemeinen der 2-Drücker - Chronograph durchgesetzt: ein Drücker dient dem Starten und Stoppen des Chronographenzeigers, der andere ausschließlich der Nullstellung. Solche Chronographen ermöglichen in aller Regel Additionsstoppungen, d. h. der Chronographenzeiger kann zum Ablesen von Zwischenzeiten beliebig oft angehalten und aus der zuletzt eingenommenen Position heraus erneut gestartet werden.

Tachymeter

Viele Chronographen verfügen auch über eine Tachymeterskala. (frz. tachymetre, eingedeutscht auch Tachymeter) Allgemeine Bezeichnung für einen Geschwindigkeitsmesser. Bei Uhren ist es ein Chronograph oder Sportzähler mit einer Skala, die es erlaubt, über den Chronozeiger die Geschwindigkeit beim Durchfahren einer festen Basisstrecke (100, 200 oder 1000 m) direkt abzulesen.

Mondphase

(bei Mondphasenchronographen) Der Mond durchläuft seine (von der Stellung Sonne - Mond - Erde abhängigen) Mondphasen (Neumond - erstes Viertel -Vollmond - letztes Viertel - Neumond) innerhalb einer Lunation von etwa 29,5 Tagen.

Chronometerprüfung

Ein Chronometer Zeugnis ist seit jeher die Krönung der Uhrmacherkunst in punkto Genauigkeit. Die C.O.S.C. (Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres) ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verein, der vom Staat weder kontrolliert noch finanziell unterstützt wird.

Vor der C.O.S.C. sind alle Werke gleich. Zunächst sind die Hersteller, die für ihre Werke die begehrten Zertifikate einheimsen möchten, den genau festgelegten Bedienungen unterworfen: alle Werke müssen eine Werknummer haben, lose sein, verpackt in zwei Schalenhälften aus transparentem Kunststoff. Automatikwerke müssen ohne Rotor eingereicht werden, die Uhren brauchen ein spezielles Prüfzifferblatt, darüber nur einen genormten Sekundenzeiger sowie gleich lange Aufzugwellen und genormte Kronen.

Messung (Prüfkriterien nach SN/ISO 3159 v. 9.97)

15 Tage in 5 Lagen bei 3 Temperaturen

Nach dem Vollaufzug beginnt die 15tägige Prüfungsprozedur. Die ersten zwei Tage in "Krone links" Position bei 23 Grad, und nur etwa 24 Prozent Luftfeuchtigkeit. Nach etwa 24 Stunden werden die Werke einzeln gemessen, aufgezogen und wieder in den Prüfungsraum verfrachtet. Es folgen zwei Tage mit Krone "oben" - (3H), zwei mit Krone "unten" - (9H), zwei mit Zifferblatt "unten" - (FH) und zwei mit Zifferblatt "oben" - (CH), alles bei 23 Grad.

Werke mit Zusatzmechanismen werden am zehnten Prüfungstag zusätzlich auf ihre Funktionssicherheit geprüft. Zum Beispiel werden Chronographen eingeschaltet, um deren Einfluss auf das Gangverhalten festzustellen. Dann kommen die Temperaturprüfungen. Im kühlen Raum bei 8° C verbringen die Prüflinge den elften Tag, im heißen Raum bei 38° C den 13 Tag ihres 15tägien Examens. Dazwischen, am zwölften Tag, werden die Werke wiederum auf 23 Grad erwärmt. Nach 15 Tagen Prüfung entscheidet sich bei jedem einzelnen Werk, ob es die Kriterien erfüllt und einen Gangschein erhält. Sollte ein Werk erhebliche Gangabweichungen zeigen oder gar stehen bleiben, schickt die C.O.S.C. es unbesehen an den Hersteller zurück.

Nach den Messungen beginnt das große Rechnen:

Mittlerer täglicher Gang in den verschiedenen Lagen:

Summe bilden aus Resultaten der zehn Messtage und durch zehn teilen. Die entsprechende Formel lautet:
M = (M1 + M2 + M3...) / 10
Das Ergebnis dieser Berechnung zeigt den mittleren täglichen Gang in den 5 Lagen an.

Mittlere tägliche Gangabweichung in den 5 Lagen:

Mittelwert bilden aus der Summe der täglichen Gangabweichung (V1,V3,V5,V7,V9) in den 5 Lagen (Zeitmessräume) . Die entsprechende Formel lautet:
V = ( abs(M2 - M1) + abs(M4 - M3) + ... abs(M10 – M9) ) / 5
Die Differenz der Gänge gibt die Abweichung zwischen den beiden Messungen pro Lage (Krone links, Krone oben, Krone unten, Zifferblatt unten und Zifferblatt oben) an. Das ergibt fünf berechnete Werte. Die mittlere Gangabweichung ist der Durchschnittswert daraus.

Größte Gangabweichung:

Die größte gemessene Differenz der Gänge ergibt diesen Wert. Die entsprechende Formel lautet:
Vmax = max(V1,V3,V5,V7,V9)

Differenz zwischen liegend und hängend

Mittelwert der Gänge bei "Krone links (6H)" (Tag 1+2) minus Mittelwert der Gänge bei "Zifferblatt oben (CH)" (Tag 9+10). Durch diese Art der Berechnung können sich auch negative Werte ergeben. Die entsprechende Formel lautet:
D = (M1 + M2)/2 – (M9 + M10)/2

Größte Differenz zwischen dem mittleren tägl. Gang und einem der Gänge in den 5 Lagen

Hier wird die größte Differenz angegeben, die sich aus dem mittleren täglichen Gang (V) und einem der zehn täglichen Gänge bestimmen lässt. Die entsprechende Formel lautet:
P = max(V-M1-10)

Gangabweichung pro Grad Celsius

 Hier wird der gemessene tägliche Gang bei 8° Celsius vom täglichen Gang bei 38° Celsius subtrahiert und durch die Temperaturdifferenz (30) dividiert. Das Ergebnis wird in Sekunden pro Grad Celsius ausgedruckt. Die entsprechende Formel lautet:
C = (M13 – M11)/30

Wiederaufnahme des Ganges (Vergl. 1+2.Tag mit letztem Tag)

Sie drückt den Gangunterschied zwischen dem Beginn und dem Ende der Gangprüfung aus.  Dazu wird der Mittelwert der ersten beiden gemessenen täglichen Gänge "Krone links (6H)" vom letzten gemessenen (15.Tag) täglichen Gang "Krone links (6H)" abgezogen. Die entsprechende Formel lautet:
R = M15 - (M1 + M2)/2

Die Prüfkriterien und Toleranzen der C.O.S.C.

Kriterien Einheit HAU (>20 mm) DAU (<20 mm)
Mittlerer täglicher Gang in den 5 Lagen sek./Tag -4 bis +6 -5 bis +8
Mittlere tägliche Gangabweichung in den 5 Lagen sek./Tag bis 2 bis 3,4
Größte Gangabweichung sek./Tag -6 bis +8 -8 bis +10
Differenz zwischen horizontal und vertikal sek./Tag bis 5 bis 7
Größte Diff. zwischen dem mittleren tägl. Gang und einem der Gänge in den 5 Lagen sek./Tag bis 10 bis 15
Primärer Kompensationsfehler sek./°C (+/-) 0,6 (+/-) 0,7
Wiederaufnahme des Ganges (Vergl. 1. u. 2. Tag mit letztem Tag) sek./Tag (+/-) 5 (+/-) 6

 

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